Dulles

Dulles
Dulles
 
['dʌləs],
 
 1) Allan Welsh, amerikanischer Politiker, * Watertown (N. Y.) 7. 4. 1893, ✝ Washington (D. C.) 29. 1. 1969, Bruder von 2); trat 1916 in den diplomatischen Dienst, leitete während des Zweiten Weltkriegs von Bern aus den amerikanischen Nachrichtendienst, das »Office of Strategic Services« (OSS). Dulles trug in dieser Position maßgeblich zur Kapitulation der deutschen Truppen in Italien bei. Nach Kriegsende leitete er die OSS-Mission in Deutschland und beriet die amerikanische Regierung beim Aufbau des CIA, den er 1953-61 leitete.
 
 2) John Foster, amerikanischer Politiker, * Washington (D. C.) 25. 2. 1888, ✝ ebenda 24. 5. 1959, Bruder von 1); ursprünglicher Rechtsanwalt, Republikaner, war 1918/19 Berater der amerikanischen Friedensdelegation in Paris. Nach Tätigkeit in der Wirtschaft wurde er 1945 bei der Gründung der UNO Mitglied der amerikanischen Delegation in San Francisco. 1946-50 war er Delegierter seines Landes bei der UNO; er bereitete auf Anordnung von Präsident H. S. Truman mit Außenminister D. Acheson den Friedensvertrag mit Japan vor, dessen Abschluss vornehmlich sein Werk war. Während beider Amtsperioden von Präsident D. D. Eisenhower war Dulles Außenminister (Januar 1953 bis April 1959). Von Eisenhower mit äußerst weit reichenden Vollmachten ausgestattet, hatte Dulles entscheidenden Einfluss auf die Formulierung der amerikanischen Außenpolitik in der Zeit des Kalten Krieges. Gegenüber dem Ostblock verfolgte er eine Politik der Stärke, die einerseits mit der massiven Vergeltung durch das amerikanische Kernwaffenpotenzial drohte, andererseits versuchte, durch ein System kollektiver Sicherheit (Gründung von Militärpakten: SEATO, CENTO, in Ergänzung zur NATO) die konventionelle Verteidigungskraft des westlichen Bündnisses zu verbessern. Gegenüber Frankreich setzte Dulles den deutschen Beitritt zur NATO durch; er verband die Frage der Sicherheitsgarantien für Berlin (West) und die Forderung nach der Wiedervereinigung Deutschlands mit der Notwendigkeit eines deutschen Militärbeitrags. Bei den Arbeiterunruhen in der DDR 1953 und beim Aufstand in Ungarn 1956 verfolgte er eine pragmatische, auf Bewahrung des Status quo gerichtete Politik. Hingegen begünstigte er in Ostasien (Indochinakrieg; Verteidigung der nationalchinesischen Inseln Quemoy und Matsu) ein aktives Engagement der USA. Seine Ablehnung neutralistischer Bestrebungen, besonders im Vorfeld der Suezkrise, entfremdete die USA von den Unabhängigkeitsbewegungen in der Dritten Welt, ohne dass es mit Frankreich und Großbritannien in der Frage der Entkolonialisierung zu einer Verständigung kam. Um seine antikommunistische Linie auch in Lateinamerika durchzusetzen, unterstützte Dulles 1954 indirekt in Guatemala den Putsch gegen die linksgerichtete Regierung von J. Arbenz Guzmán. Die starre Grundhaltung seiner Politik stieß Ende der 50er-Jahre im Westen zunehmend auf Kritik.
 
 
R. Drummond u. G. Coblentz: Duell am Abgrund. J. F. D. u. die amerikan. Außenpolitik 1953-1959 (a. d. Amerikan., 1961);
 T. Hoopes: The devil and J. F. D. (Boston, Mass., 1973);
 R. W. Prussen: J. F. D. (New York 1982).

Universal-Lexikon. 2012.

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